Zahlen, Daten, Fakten
Inkontinenz oder der unwillkürliche Verlust von Harn oder Stuhl ist das in Westeuropa am meisten verbreitete, jedoch am wenigsten bekannte Gesundheitsproblem. Allein in Deutschland sind ca. 10 Millionen Menschen auf eine Art und Weise inkontinent. Die Dunkelziffer ist noch höher.
Zu den Betroffenen gehören Frauen wie Männer jeder Altersgruppe und stellt für die Betroffenen ein schwerwiegendes hygienisches und soziales Problem dar. Die Betroffenen meiden den Kontakt zu Ihren Mitmenschen und vereinsamen.
Durch die Versorgung mit modernen Inkontinenzprodukten können Betroffene wieder aktiv am Leben teilnehmen, wobei die Diskretion beim Tragen von Inkontinenzprodukten gewahrt wird.
Inkontinenz bei Frauen
nach Alter
Inkontinenz bei Männern
nach Alter
Definition "Inkontinenz"
Kontinenz ist die Fähigkeit, willkürlich zur passenden Zeit an einem passenden Ort die Blase oder den Darm zu entleeren, wohingegen Inkontinenz jeder unwillkürliche Harn- oder Stuhlverlust ist.
Wichtig ist hierbei, dass Inkontinenz keine Krankheit, sondern ein Symptom einer Grunderkrankung mit vielfältigen möglichen Ursachen ist. Deshalb ist die Diagnose immer durch einen Arzt zu erstellen und je nach Inkontinenzform eine Therapie festzulegen.
Schweregrade
Inkontinenz kann in verschiedenen Schweregraden auftreten, die sich je nach den individuellen Bedürfnissen und Einschränkungen der Betroffenen unterscheiden. Die Unterscheidung zwischen diesen Schweregraden ist wichtig, um die angemessene Behandlung und Unterstützung für Menschen mit Inkontinenz sicherzustellen. Eine individuell angepasste Therapie kann helfen, die Symptome zu kontrollieren und den Betroffenen eine bessere Lebensqualität zu ermöglichen.
Leichte Inkontinenz: ca. 50 – 100 ml Harnverlust in 4 Stunden
Bei einer leichten Inkontinenz tritt ein Harnverlust von etwa 50 bis 100 ml innerhalb von vier Stunden auf. Diese Form der Inkontinenz führt zu gelegentlichen und geringfügigen Urinverlusten, die den Alltag nur minimal beeinträchtigen.
Mittlere Inkontinenz: ca. 100 – 200 ml Harnverlust in 4 Stunden
Bei mittlerer Inkontinenz beträgt der Harnverlust in vier Stunden etwa 100 bis 200 ml. Dies führt zu häufigeren Symptomen und einem spürbaren Unbehagen oder Beeinträchtigungen im täglichen Leben.
Schwere Inkontinenz: über 200 ml Harnverlust in 4 Stunden
Schwere Inkontinenz tritt auf, wenn der Harnverlust in vier Stunden über 200 ml liegt. Diese Form der Inkontinenz führt zu erheblichen Einschränkungen der Lebensqualität und erfordert oft eine intensive Behandlung und Unterstützung.
Schwerste Inkontinenz: dauerhaft über 200 ml Harnverlust
Die schwerste Form der Inkontinenz tritt auf, wenn der Harnverlust über 200 ml dauerhaft anhält. Diese Situation erfordert eine besonders intensive Betreuung und möglicherweise eine umfassende medizinische Behandlung, um die Symptome zu kontrollieren und die Lebensqualität zu verbessern.
Symptome
Inkontinenz ist durch verschiedene Symptome gekennzeichnet, die je nach Art und Ursache der Erkrankung variieren können. Typische Symptome umfassen plötzlichen, häufigen oder ständigen Harndrang, unkontrollierten Harnverlust beim Niesen, Lachen oder körperlicher Anstrengung, nächtliches Wasserlassen sowie das ständige Bedürfnis, zur Toilette zu gehen, selbst wenn nur wenig Urin ausgeschieden wird. Hautreizungen im Genitalbereich und das ständige Tragen von nasser Kleidung oder Bettwäsche können ebenfalls auftreten. Es ist wichtig, diese Symptome ernst zu nehmen und ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, um eine angemessene Diagnose und Behandlung zu erhalten.
Ursachen und Risikofaktoren
Die Ursachen sind vielfältig. Häufig liegt eine schwache Beckenbodenmuskulatur zugrunde. Bei Frauen spielen Faktoren wie Schwangerschaft, Geburt und Wechseljahre eine wichtige Rolle. Es kommen aber auch andere körperliche Störungen im Bereich der Blase, bestimmte Erkrankungen oder Medikamente als Ursache infrage.
Wichtig!
Egal welche Ursache der Inkontinenz zugrunde liegt, ein rechtzeitiger Besuch bei Ihrem Hausarzt ist ratsam. Er wird eine Diagnose stellen, Sie beraten, eventuell weiter zu einem Facharzt überweisen und Ihnen ggf. ein Rezept über Inkontinenzprodukte ausstellen.
Verschiedene Formen der Inkontinenz
Die Einordnung in die richtige Form erleichtert Fachberatern die Auswahl der richtigen Inkontinenzhilfsmittel. Eine moderne Inkontinenzversorgung trägt erheblich zur Förderung der Selbstständigkeit, des Wohlbefindens und damit zu mehr Lebensqualität bei, da sich Betroffene ohne die richtige Versorgung mit Hilfsmitteln oft von Ihren Mitmenschen zurückziehen und vereinsamen.
Stressinkontinenz / Belastungsinkontinenz
Stressinkontinenz ist eine Art der Harninkontinenz, die bei körperlicher Anstrengung oder plötzlichen Bewegungen auftritt, welche den Druck im Bauchraum erhöhen. Typische Auslöser sind Husten, Niesen, Lachen oder das Heben schwerer Gegenstände. Bei dieser Form der Inkontinenz kann der Schließmuskel der Harnblase den erhöhten Druck nicht halten, was zu ungewolltem Urinverlust führt.
Symptome
- Je nach stärke der Ausprägung kleine bis mittlere Urinmengen
- Tropfen- bis spritzförmig ohne Harndrang und häufiges Wasserlassen
- Ohne Schmerzen beim Wasserlassen
- In der Nacht kontinent
Ursachen
- Blasensenkung
- Unfälle
- Nervenschädigungen
- Übergewicht
- Chronische Bronchitis
- Körperlich schwere Belastung
- Bei Frauen: Bindegewebsschwäche, Geburten, Östrogenmangel
Dranginkontinenz
Die Dranginkontinenz, auch als Urgeinkontinenz oder Reizblase bekannt, ist eine Form der Harninkontinenz, bei der plötzlicher und intensiver Harndrang auftritt, der oft nicht unterdrückt werden kann. Dies führt zu unkontrolliertem Urinabgang führt, da sich die Blase unvorhersehbar zusammenzieht und einen starken Harndrang verursacht – selbst bei geringer Füllung. Diese Überempfindlichkeit der Harnblase kann zu einem unfreiwilligen Urinabgang führen.
Symptome
- Plötzlicher und intensiver Harndrang
- Unfähigkeit, den Harndrang zu unterdrücken
- Unkontrollierter Urinabgang, auch bei geringer Blasenfüllung
- Häufiger Toilettenbesuch, um die Blase zu leeren
- Möglicherweise nächtliches Wasserlassen (Nykturie)
Ursachen
- Blasensteine oder Tumore
- Häufige Harnwegsinfektionen
- Erkrankung des Nervensystems (z.B. bei Multipler Sklerose, Parkinson)
- Bei Frauen: hormonelle Veränderungen aufgrund von Schwangerschaft oder Wechseljahren
- bei Männern: vergrößerter Prostata
Chronische Harnretention
Chronische Harnretention, auch bekannt als Überlaufinkontinenz, ist ein Zustand, bei dem die Blase nicht vollständig entleert werden kann, was zu einem übermäßigen Restharn führt. Dieser ist die Ursache für ein kontinuierliches Tröpfeln. Menschen mit diesem Problem verspüren oft den Drang, häufig zur Toilette zu gehen, jedoch ist der Urinstrahl schwach oder unterbrochen. Viele berichten auch von dem Gefühl, nicht vollständig entleert zu sein. Zusätzlich neigen sie vermehrt zu Harnwegsinfektionen.
Symptome
- Ständiges Bedürfnis zu urinieren
- Häufiges Wasserlassen in kleinen Mengen
- Harndrang, der nicht befriedigend entleert werden kann
- Schmerzen oder Beschwerden beim Wasserlassen
- Gefühl, dass die Blase nie vollständig leer ist
Ursachen
- Tumore
- Blasensteine
- Folgen von Erkrankungen (z. B. Parkinson, Diabetes, Multiple Sklerose)
- Bei Frauen: Gebärmuttersenkung
- Bei Männern: Veränderungen an der Prostata
Extraurethrale Inkontinenz
Die extraurethrale Inkontinenz bezieht sich auf eine Form der Harninkontinenz, bei der Urin auf ungewöhnliche Weise aus dem Körper austritt. Im Gegensatz zur üblichen Harninkontinenz, bei der Urin durch die Harnröhre abgegeben wird, kann bei der extraurethralen Inkontinenz Urin aus Fisteln an der Vagina, dem Darm und der Haut austreten.
Hierbei können anatomische Anomalien, Verletzungen oder chirurgische Eingriffe dazu führen, dass der normale Weg des Urins blockiert ist oder alternative Wege geschaffen werden, durch die der Urin abfließen kann. Dies kann dazu führen, dass der Urin an ungewöhnlichen Stellen aus dem Körper austritt.
Symptome
- Unkontrollierter Urinabgang aus anderen Körperöffnungen als der Harnröhre
- Feuchtigkeit oder Urinverlust in der Vagina, dem Darm oder anderen Bereichen des Körpers
- Möglicherweise keine normale Entleerung der Blase durch die Harnröhre
Ursachen
- Angeborene Anomalien im Harntrakt
- Verletzungen durch bspw. Unfälle
- Chronische Darmentzündung
- Fisteln oder Abnormitäten im Harntrakt
- Chirurgische Eingriffe im Beckenbereich oder an den Harnorganen
Stuhlinkontinenz
Stuhlinkontinenz bezieht sich auf den Verlust der Fähigkeit, Darminhalt kontrolliert zu entleeren. Diese Art der Inkontinenz kann verschiedene Ursachen haben und betrifft Menschen jeden Alters, obwohl sie häufiger bei älteren Erwachsenen und Personen mit bestimmten Erkrankungen oder Verletzungen auftritt.
Die physische Funktionsweise bei Stuhlinkontinenz ist oft mit Problemen im Verdauungstrakt verbunden, die zu einer gestörten Kontrolle des Stuhlgangs führen. Dazu gehören möglicherweise Schwächen der Schließmuskeln des Anus oder des Beckenbodens sowie Schäden an den Nerven, die für die Kontrolle des Darms verantwortlich sind.
Symptome
- Unfreiwilliger Stuhlverlust
- Verunreinigte Unterwäsche
- Schwierigkeiten beim Halten von Stuhl, insbesondere bei körperlicher Aktivität oder nach dem Essen
Ursachen
- Schädigung des Anus oder des Enddarms durch Verletzungen oder Operationen
- Nervenschäden im Bereich des Beckenbodens oder des Rückenmarks
- Chronische Darmerkrankungen (z.B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)
- Alterungsprozess und damit verbundene Muskelschwäche
- Nebenwirkungen von Medikamenten oder medizinischen Behandlungen
Unkategorisierbare Inkontinenz
Unkategorisierbare Inkontinenz bezeichnet eine Form der Harninkontinenz, bei der die Symptome nicht eindeutig einer bestimmten Kategorie wie Stressinkontinenz oder Dranginkontinenz zugeordnet werden können. Diese Art der Inkontinenz stellt eine Herausforderung dar, da sie oft eine individuelle oder komplexe Kombination von Ursachen und Symptomen aufweist.
Die genaue physische Funktionsweise bei unkategorisierbarer Inkontinenz kann variieren und hängt von den zugrunde liegenden Ursachen ab. Häufig sind jedoch Probleme mit der Blasenkontrolle, der Blasenkapazität oder der Schließmuskelfunktion beteiligt.
Inkontinenz bekämpfen und Kontinenz fördern
Durch gezielte Maßnahmen wie Beckenbodenübungen, medikamentöse Therapien, physiotherapeutische Behandlungen und Veränderungen im Lebensstil kann die Blasenkontrolle verbessert werden. Es ist wichtig, dass die Behandlungsmethoden individuell auf die Art der Inkontinenz abgestimmt sind, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Eine ganzheitliche Herangehensweise unter Einbeziehung medizinischer, physiotherapeutischer und psychosozialer Aspekte ist dabei von großer Bedeutung.