Ursachen für Inkontinenz nach der Geburt
Inkontinenz ist sowohl während der Schwangerschaft als auch nach der Geburt eines Kindes keine Seltenheit. Auch wenn nur wenige Frauen offen darüber sprechen, sind mehr als 20 Prozent aller Mütter, zumindest in den ersten Wochen nach einer vaginalen Geburt, von Harninkontinenz betroffen. Einige wenige Frauen leiden auch unter Stuhlinkontinenz.
Schwangerschaft und Geburt stellen eine enorme Belastung für den weiblichen Körper dar, insbesondere für den Beckenboden. Die Beckenbodenmuskulatur ist eine Muskelplatte im kleinen Becken, die die Bauchorgane, einschließlich der Blase, nach unten abstützt und in der richtigen Position hält. Während der Geburt wird die Beckenbodenmuskulatur stark überdehnt und oft auch verletzt. Dies kann zu einer Beckenbodenschwäche führen, wodurch die darüberliegenden Organe absinken. Liegt die Blase nicht mehr in ihrer vorgesehenen Position, kann dies die Schließkraft des Blasenschließmuskels beeinträchtigen.
Symptome und Arten der Inkontinenz nach der Geburt
Viele Frauen bemerken direkt nach der Geburt und im Wochenbett, dass sie den Urin nicht mehr zuverlässig halten können. Insbesondere beim Husten, Lachen, oder Niesen, also bei Druck im Unterbauch, kann es zu unfreiwilligem Harnverlust kommen. Diese Art der Blasenschwäche wird als Belastungs- oder Stressinkontinenz bezeichnet.
Bei schweren Geburten mit Geburtsverletzungen kann es auch zu einer Stuhlinkontinenz kommen. Dies tritt häufiger bei vaginalen Geburten mit hohem Geburtsgewicht und langer Austreibungsphase auf, wobei es zu Beckenbodenverletzungen und Dammrissen kommen kann.
Dauer der Inkontinenz nach der Geburt
Eine vorübergehende Blasenschwäche in den ersten Wochen nach einer vaginalen Geburt ist sehr häufig. Meist erholt sich der Beckenboden innerhalb von wenigen Monaten. Dazu sollte nach dem Wochenbett eine Rückbildungsgymnastik durchgeführt werden, bei der der Beckenboden mit gezielten Übungen trainiert und gekräftigt wird. In einigen Fällen kann die Inkontinenz jedoch länger bestehen bleiben, insbesondere wenn auch Nerven verletzt wurden.
Risikofaktoren für längere Inkontinenz nach der Geburt
- Vorbestehende Beckenbodenschwäche
- Hohes Geburtsgewicht des Kindes
- Mehrere vorangegangene vaginale Geburten
- Schwere Geburten, z.B. mit Zangen- oder Saugglockeneinsatz
- Lange Austreibungsphase
- Höheres Alter der Mutter (über 35 Jahre)
- Übergewicht vor und während der Schwangerschaft
- Starke Gewichtszunahme während der Schwangerschaft
- Schwangerschaftsdiabetes
Behandlung der Inkontinenz nach der Geburt
Viele Frauen schämen sich für eine Inkontinenz nach der Geburt und sprechen das Thema deshalb nicht an. Das ist jedoch fatal, denn es gibt eine Reihe von guten Behandlungsmöglichkeiten. Daher ist es wichtig, sich so schnell wie möglich einem Frauenarzt, einer Frauenärztin oder einer Hebamme anzuvertrauen. Sie kennen das Problem und können in einer ausführlichen Anamnese sowie körperlichen Untersuchung die genauen Ursachen der Inkontinenz feststellen und dann einen entsprechenden Behandlungsplan aufstellen.
Die Behandlung einer Inkontinenz nach der Geburt eines Kindes ist vergleichbar mit der Therapie einer Inkontinenz aus anderen Gründen. In den meisten Fällen liegt nach der Geburt eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Belastungsinkontinenz vor, die infolge eines geschwächten Beckenbodens auftritt. Das A und O zur Behandlung eines geschwächten Beckenbodens ist das Beckenbodentraining. Das Ziel des Beckenbodentrainings ist es, die geschwächte Beckenbodenmuskulatur wieder zu kräftigen. Meist bessert sich dann auch die Belastungsinkontinenz oder sie verschwindet ganz.
Beckenbodentraining
Beim Beckenbodentraining handelt es sich um eine Gruppe von speziellen Übungen, die in der Regel unter Anleitung einer Hebamme, eines Physiotherapeuten oder einer Physiotherapeutin erlernt und weiter geübt werden. Diese Übungen sollten möglichst bereits in der Schwangerschaft durchgeführt werden. Noch besser ist es, die Beckenbodenmuskulatur bereits vor einer geplanten Schwangerschaft regelmäßig zu trainieren. Denn je kräftiger und straffer der Beckenboden ist, desto besser verkraftet er die Belastungen durch Schwangerschaft und Geburt. Eine mögliche Inkontinenz im Anschluss kann damit bis zu einem gewissen Grad vorgebeugt werden.
Wichtigkeit des Beckenbodentrainings nach der Geburt
Wenn jedoch weder im Vorfeld noch während der Schwangerschaft Beckenbodentraining durchgeführt wurde, sollte die junge Mutter spätestens nach der Geburt damit beginnen. Denn die Austreibungsphase während einer natürlichen Geburt strapaziert den Beckenboden nochmal besonders stark. In der Folge tritt nach der Geburt sehr häufig eine Beckenbodenschwäche – verbunden mit einer Harninkontinenz auf – die ohne Therapie nicht selten dauerhaft bestehen bleibt. Um das zu verhindern, sollte nach der Geburt immer eine gezielte Rückbildungs- bzw. Beckenbodengymnastik durchgeführt werden. Allerdings sollte mit den Übungen auch nicht zu früh begonnen werden. Denn direkt nach der Geburt braucht der Körper noch etwas Zeit, um sich von den Strapazen und möglichen Verletzungen der Geburt zu erholen. Der optimale Zeitpunkt für den Start der Rückbildungsgymnastik liegt nach dem Wochenbett, also frühestens rund sechs Wochen nach der Geburt. Auch Sportarten wie Fitnesstraining oder Joggen sollten in den ersten Wochen nach einer Geburt vermieden werden, da sie die Beschwerden eher verstärken können. Das Gewebe ist zu diesem Zeitpunkt meist noch sehr geschwächt, sodass es beim Laufen, Gewichtheben oder Springen sehr schnell zu Inkontinenz mit ungewolltem Harnverlust kommen kann. Erst wenn der Beckenboden mithilfe von Beckenbodentraining wieder soweit stabil ist, kann vorsichtig mit beckenbodenschonenden Sportarten wie Schwimmen oder Radfahren begonnen werden.
Hilfsmittel für Inkontinenz in und nach der Schwangerschaft
Zusätzlich zum Beckenbodentraining haben sich zur Behandlung von Inkontinenz in und nach der Schwangerschaft auch verschiedene Hilfsmittel sehr gut bewährt. Diese Hilfsmittel bieten zusätzliche Unterstützung und Sicherheit im Umgang mit der Blasenschwäche und sollten immer in Absprache mit einem Arzt oder einer Ärztin erfolgen, um sicherzustellen, dass sie für die individuelle Situation geeignet sind und keine weiteren Probleme verursachen. Hier sind einige davon:
Diskrete Inkontinenzeinlagen und -vorlagen
Cerclage Pessare
Cerclage Pessare werden während der Schwangerschaft eingesetzt, um den Muttermund zu verschließen. Dies kann dazu beitragen, das Risiko von Frühgeburten zu verringern und Komplikationen zu vermeiden. Durch den Verschluss des Muttermundes wird auch der Druck auf die Blase reduziert, was bei einigen Frauen dazu beiträgt, Inkontinenzsymptome zu lindern.
Pessare zur Behandlung von Senkungsbeschwerden
Senkungsbeschwerden können sowohl während als auch nach der Schwangerschaft auftreten und können verschiedene Organe im Beckenbereich betreffen, einschließlich der Blase. Pessare sind spezielle Vorrichtungen, die dazu dienen, Organe zu unterstützen und zu stabilisieren, um Senkungsbeschwerden zu lindern. Sie können auch dazu beitragen, die Symptome der Blasenschwäche zu reduzieren und die Lebensqualität der betroffenen Frauen zu verbessern.
Tipps für Frauen zur Förderung der Kontinenz
Entdecken Sie weitere verschiedene Ansätze zur Förderung der Kontinenz und dem Umgang mit Inkontinenz! Von gezielten Lebensstiländerungen bis hin zu psychologischer Unterstützung bieten wir Ihnen Einblicke in effektive Methoden, um ungewollten Harnverlust zu minimieren. Denn ein aktiver Umgang mit Inkontinenz kann dazu beitragen, Selbstvertrauen zu stärken und die Lebensfreude zu erhalten.